Salonkultur - Der Literarische Salon - Berlin

Litrarische Salonkultur

Veranstaltungen 2015
Gelaufene Veranstaltung

Samstag, 25. April 2015 um 19.00 Uhr
@ Neue Odessa Bar

Debütantensalon im Rahmen des Literaturfestivals READ! BERLIN

Kurz-Lesungen von Sandra Gugić, Sabine Kray & Andreas von Flotow mit anschl. Gespräch

Musik: Berliner Frauenband “BrassAppeal”

READ! BERLIN ist das erste Berliner Literaturfestival, das die Stadt selbst zum Thema hat. Britta Gansebohm reanimierte vor 20 Jahren mit ihrem Literarischen Salon eine fast zweihundert Jahre alte Berliner Tradition. "Der Literarische Salon" gilt seit 1995 als Initialzündung und das "Original" der neuen Salonkultur. Autoren aus dem In- und Ausland, bekannte Schriftsteller und unbekannte Talente präsentieren dort ihre Werke einem geneigten Publikum. Für das Literaturfestival READ!BERLIN lädt sie zum Debütantensalon in die "Neue Odessa Bar" ein. Die Newcomer Sabine Kray, Andreas von Flotow und Sandra Gugić folgen ihrem Ruf.

Sabine Kray
Diamanten Eddie (Frankfurter Verlagsanstalt, 2014)
Sie nennen ihn Diamanten Eddie, Juwelen und Pelze sind sein Spezialgebiet. Stets elegant gekleidet, charmant und intelligent, ist Edward Kray gern gesehen an den Spieltischen und Theken der Stadt, wo er großzügig jeden gelungenen Coup feiert. Er reist quer durch Europa, nach Frankreich, Belgien, Holland und Griechenland, macht keine Pläne, spart nichts – ein Leben im Hier und Jetzt.

In seinen Träumen türmen sich die Bilder der Vergangenheit bedrohlich auf. Beim ersten Fliegerangriff der Deutschen auf das südostpolnische Zamosc verliert er mit fünfzehn Jahren seine Familie und wird als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt. Sechs Jahre lang muss er in Straf- und Arbeitslagern die Grenzen des Erträglichen erfahren. Edward überlebt und bleibt auch nach 1945 in Deutschland, lernt im zerstörten Düsseldorf die lebenshungrige Marianne kennen. Mit ihr trotzt er der Nachkriegszeit alle Chancen ab, wird zwischen Verheißung, Chaos und Neuordnung zum erfolgreichen Hehler und Dieb.

Sabine Kray setzt mit der Lebensgeschichte eines Juwelendiebs ihrem Großvater Edward Kray ein literarisches Denkmal. Das bewegte Leben von „Diamanten Eddie“ in der Zeit des Wirtschaftswunders verschränkt sich dabei mit dem Elend und der Verzweiflung der Jahre als Zwangsarbeiter. Der Roman entblättert Schicht um Schicht das Wesen eines Mannes, der im Land seiner Peiniger blieb, um ihnen immer wieder zu entkommen.

„Eddie (…) erscheint als Hochstaplerfigur vom Kaliber eines Felix Krull.“ FAZ



Sandra Gugić
Astronauten (C.H. Beck Verlag, 2015)

Astronauten ist eine Geschichte unserer Zeit, die von den Geschehnissen eines Sommers erzählt. Die Wege der drei Teenager Darko, Zeno und Mara kreuzen die dreier Erwachsener: des Kleinkriminellen Alex, des jungen Polizisten Niko und seines ehemals besten Freundes, des Taxifahrers Alen. Allesamt sind sie Rastlose, getrieben von Sehnsucht und Lebenslust, changierend zwischen Anpassung und Freiheitsdrang, Spieltrieb und Realität. Alle haben sie aus verschiedenen Gründen den Kontakt zu ihrem bisherigen Leben verloren, alle müssen sich neu orientieren – wie Astronauten, die keinen direkten Kontakt mehr zum Mutterschiff haben. Sechs sehr unterschiedliche Menschen erzählen von sich selbst, und allmählich enthüllt sich, wie ihre Wege sich überschneiden, wie sie Vertrauen fassen, es enttäuschen und doch aneinander hängen – wie sie ihre Maßnahmen gegen die Kälte der Welt treffen. Es sind sechs Stimmen gegen das Bestehende. Sandra Gugić erzählt Geschichten von Liebe und Verrat, von Vereinsamung und Zugehörigkeit. Zeitlose Themen – und gerade deshalb so sehr gegenwärtig.

„Die Wienerin Sandra Gugić legt mit Astronauten das Romandebüt der Saison vor.“ Falter



Andreas von Flotow
Tage zwischen gestern und heute (DVA, 2014)

Elf Jahre war er alt, als auf seine Eltern geschossen wurde. Sein Vater kam um, seine Mutter fiel ins Koma. Vage sind die Erinnerungen an jenen Tag und auch an die Jahre davor. Mit der Mutter, einer berühmten Sängerin, tourte er als Kind durch die USA. Der Vater lebte unerreichbar entrückt in der Welt seiner Bücher. Sein einziges Geschenk an den Sohn war eine leinengebundene Ausgabe der Göttlichen Komödie – der Junge gab sie ihm zurück. Nun, Jahrzehnte später, nähert sich der Ich-Erzähler mutig seiner Kindheit und die Erinnerungen werden zur Gegenwart.

Andreas von Flotow erzählt in seinem Roman von der gewaltsamen Auflösung einer Familie und von der unendlichen Einsamkeit eines Jungen, der nur langsam seinen Weg aus dem Dunkel heraus findet. Eine Geschichte von radikaler Subjektivität, aufwühlend, filigran und klug, ein Roman, der dem Leben abgelauscht ist, über die Sehnsucht nach Liebe, das Ringen um Selbstfindung, den Umgang mit Verlust – und die Kraft des Erinnerns.

„Das ist ein bemerkenswertes Debüt… ein ganz und gar literarisches Stück.“ FAZ
 Sabine Kray
Bild: © Rebecca Sampson
Sabine Kray, Jahrgang 1984, arbeitet in Berlin als Autorin und Übersetzerin und engagiert sich als Mentorin für junge Mädchen mit Migrationshintergrund bei der Bürgerstiftung Neukölln.
 Sandra Gugić
Bild: © Dirk Skiba
Sandra Gugić, 1976 in Wien geboren, lebt als freie Autorin in Berlin und Wien. Studium der Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien, Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2010/11 Staatsstipendium für Literatur des bm:ukk, 2012 Open Mike Preisträgerin, 2012 Preis der Akademie Graz, 2013 Autorenstipendium der Stadt Wien. Publikationen in Zeitschriften und Anthologien
Andreas von Flotow, 1981 in Dannenberg (Elbe) geboren, studierte Landwirtschaft, VWL und Geschichte und lebt in Berlin. Er arbeitete zuerst als Dramaturgieassistent, u. a. am Maxim Gorki Theater Berlin und am Schauspielhaus Hamburg. Dazu kamen inoffizielle Lehrjahre in der Kunstbuchhandlung Walther König Berlin sowie im Lektorat des Schirmer/Mosel Verlags in München. Derzeit ist er als freier Dramaturg in Berlin, Basel und Wien tätig.
 BrassAppeal
Bild: © BrassAppeal
BrassAppeal ist eine mobile Frauenband, die live durch ihre mitreißende und intelligente musikalische Performance überzeugt. Ideal besetzt mit Drums, Tuba und zwei Saxophonen spielen die vier Profi-Musikerinnen bekannte Melodien in geistreichen, witzigen Arrangements. Ob unverstärkt zwischen den ZuhörerInnen oder verstärkt als Bühnenact berührt und überrascht ihr originelles Programm Augen, Ohren und Lachmuskeln mit seinen theatralischen und choreografierten Elementen. BrassAppeal präsentiert Unterhaltung, die gute Laune macht und Musik, die exzellentes Niveau garantiert.

Die Musikerinnen von BrassAppeal spielen auch in anderen Formationen und arbeiteten bereits mit Peter Plate, Marianne Rosenberg, Johannes B. Kerner, Vicky Leandros, Anne Clarke, Gerhard Schöne, Herbert Grönemeyer, Einstürzende Neubauten, Mikis Theodorakis u.a.

Musikerinnen: Katja Lau - Altsaxophon, Meike Goosmann - Tenorsaxophon / Sopransaxophon, Natascha Zickerick - Tuba
und Carolina Bigge - Drums / Vocal

www.brassappeal.de
Moderation: Britta Gansebohm
lit.mitte e.V. c/o Tucholsky-Buchhandlung
@ Neue Odessa Bar
Torstraße 89, 10119 Berlin
Der literarische Salon
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