Gelaufene Veranstaltung
Mittwoch, 13. Mai 2015 um 20.30 Uhr
in der Z-BAR
70 Jahre Kriegsende - Lesung mit Gespräch
Uwe-Karsten Heye liest aus seinem Buch “Vom Glück nur ein Schatten”
Anschließend Gespräch mit dem Autor und Kulturwissenschaftler Gernot Wolfram über den Wert der Erinnerung und die Bedeutung für den Schreibprozess
"Ihr müsst dafür sorgen, dass das nicht vergessen wird. Damit in Erinnerung bleibt, was damals geschehen ist." Das waren die Worte, die Uwe-Karsten Heyes väterlicher Freund Willy Brandt im Fond seines Dienstwagens an ihn richtete, nach dem Heye ihm zuvor die Geschichte des Lebens seines Vaters erzählt hatte. Den Worten Brandts war ein langes Schweigen vorausgegangen. Und das aus gutem Grund: Was sein Mitarbeiter soeben vor ihm ausgebreitet hatte, war eine Familiengeschichte, in der sich die ganze Tragik des 20. Jahrhunderts in dem Schicksal zweier Menschen kristallisiert, das zugleich die existenzielle Bedeutung des Zufalls für Gedeih und Verderb, Gelingen und Misslingen des Lebens versinnbildlicht.
2004 veröffentlichte Uwe-Karsten Heye seine Erinnerungen, die ein besonderes Licht auf die Zeit von Krieg und Nachkriegszeit in Deutschland werfen. Hauptperson dabei ist seine Mutter. Das Buch wurde 2010 als zweiteiliger Fernsehfilm vom ZDF mit Maria Furtwängler unter dem Titel Schicksalsjahre verfilmt und im Februar 2011 erstmalig gesendet.
"Vom Glück" war Heyes Eltern "nur ein Schatten" zuteil geworden: Vier Jahre durften sie miteinander verbringen. Dann beendete der Nationalsozialismus das junge Glück. Dieses Buch handelt von vernichteten Träumen. Es sind die Träume von Ursel und Wolfgang, den Eltern des Autors, die der Krieg auseinander riss. Der Vater, ausgebildeter Opernsänger, wurde zur Wehrmacht eingezogen, die Mutter arbeitete als Referentin für Truppenbetreuung in Danzig. Als das Ende des Krieges sich abzeichnete, flüchtete Ursel Heye mit ihren Kindern und Eltern vor der Roten Armee nach Westen. Nach Kriegsende machte sich das Ehepaar auf die Suche nacheinander, doch die Auskünfte des Suchdienstes des Roten Kreuzes zerstörten alle Hoffnungen auf ein glückliches Ende: Wolfgang erhielt die Nachricht, die Namen seiner Angehörigen hätte man auf der Passagierliste der nach einem sowjetischen Torpedoangriff gesunkenen "Gustloff" gefunden - also sei seine Familie vermutlich ertrunken - und Ursel wurde mitgeteilt, ihr Mann sei in Stalingrad vermisst. Von da an ging beider Leben endgültig in verschiedene Richtungen, bis es zwanzig Jahre später zu einer unverhofften Begegnung kam, zu spät jedoch, um noch einmal an eine gemeinsame Geschichte anknüpfen zu können. Längst hatten die kurze Zeit ihrer Liebe und die Verklärung ihres schnell vergangenen Glücks den Zugang zueinander verbaut. Kriegs- und Nachkriegsjahre hatten sie verändert.
Eine Veranstaltung im Rahmen des gemeinnützigen Vereins "Freunde und Förderer des Literarischen Salons e.V."
PRESSESTIMMEN
»Hier versucht einer zu begreifen und zugleich auch zu erzählen. Das Unvollständige, das Unaufgeklärte, das Vermutete und das Gewisse vermischen sich zu einem deutschen Panorama des 20. Jahrhunderts, sehr persönlich und doch weit mehr als das. Ein ungewöhnliches Buch.«
Die Zeit
»Die Geschichte seiner Familie hat sich der ehemalige Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye jetzt von der Seele geschrieben ... in seinem so einfühlsamen wie schonungslos ehrlichen Buch..«
Bild am Sonntag
»... sehr persönlich und bewegend.«
Hannoversche Allgemeine Zeitung
»Aufrüttelnd fügt Uwe-Karsten Heye ein kleines Mosaik zusammen. Lesenswert.«
Westfälischer Anzeiger
Bild: © privat
Gernot Wolfram, geboren 08.08.1975 in Zittau/Sachsen. Er schreibt Essays, Romane, Erzählungen, Theaterstücke und publizierte eine Vielzahl von Artikeln und Essays in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, WELT, der Süddeutschen Zeitung, taz und Jüdischen Allgemeinen.
Gernot Wolfram schreibt vor allem über Grenzerfahrungen von Menschen, die zwischen verschiedenen Kulturen unterwegs sind oder sein müssen, und beschäftigt sich mit den „nomadischen Erfahrungen“ von Menschen in großen Metropolen. Sein Blick ist dabei auf die transkulturellen Dimensionen ausgerichtet.