Gelaufene Veranstaltung
Mittwoch, 14. September 2011 um 20.30 Uhr
in der Z-BAR
LESUNG mit anschl. GESPRÄCH
Jürg von Ins liest aus seinem Roman ”Papa tabu. Die Heilung eines Prügelknaben in Afrika” (Wolfbach Verlag Zürich, 2011)
Bild: © Wolfbach Verlag Zürich
»Man kann ein Ritual nur verstehen, wenn man unter dem Problem leidet, das es löst.«, schreibt Jürg von Ins in ”Papa tabu’” Ethnologie und Literatur stehen für ihn nicht unverbunden neben einander. Vielmehr sieht er sich als Forscher an der Kultur anderer Menschen herausgefordert, die eigene Subjektivität mit einzubringen, was in literarischer Form leichter gelingt als in wissenschaftlicher.
Der vorliegende Roman ‚Papa tabu’ erzählt die Lebensgeschichte des Religionswissenschafters Felix de Anesta, der in der Wohlstandsgesellschaft der 1960er Jahre aufwächst. Sein sozialer Vater bestraft ihn dafür, dass ein anderer Mann ihn gezeugt hat. Felix erlebt früh, dass er unerwünscht ist, weiss aber lange nicht warum. Geradezu magisch zieht er später weiteres Unheil an. Noch während dem Studium gerät er in die Untiefen geheimer Bruderschaften, später – als Leiter eines Forschungsprojekts – in die Fänge einer schweizerisch-ghanaischen Mafia. Zwar sucht er unbewusst zwischen Zürich, Elmina, Maputo und Dakar Heilung seiner Wunden, doch zieht er sich laufend neue zu. Da er jeden mag, der sich für ihn interessiert, und da er aufgrund seiner gesteigerten Sexualität jedem Lockvogel aufs Zimmer folgt, wird er allemal leicht zur Beute derer, die ihm ans Geld wollen. Erst nachdem er alles verloren hat, kann ein senegalesischer Besessenheitspriester ihn heilen, wodurch Felix auch seine eigene Heilkraft entdeckt.
In seinem 2011 erschienenen Roman "Papa tabu" bringt Jürg von Ins die fremde Welt afrikanischer Heiltraditionen ethnologisch kompetent und literarisch brillant zur Sprache. Vor allem aber lädt er den Leser ein, mit Felix de Anesta das Eigene im Fremden zu entdecken.