Gelaufene Veranstaltung
Mittwoch, 03. November 2004 um 20.00 Uhr
im Klub im Podewil
Szenische Lesung
Komödie „Die Verweigerung“ (Lunardi 2004) von Olivier Hohlfeld
Einführung: Bettina Hartz & Asmus Trautsch (Verleger)
Am Schlagzeug: Matthias Engler
Ausstellung der Original-Grafiken von Stella K. Krehl
mit:
Marat - Friedhelm Ptok
Robespierre/ St. Just/ Danton - Jan Damitz
Karl M. - Mathias Kunze
Muderevo - Ursula Werner
Corday - Astrid Kohrs
Jim Morrison - Mathias Unger
Lenz - Michael Meister
Jesus von Nazareth - Christian Ebert
Jesus vom Schnee - Matthias Jentsch
Hitler/ Teufel - Hansgeorg Gantert
Tschaperl - Daniela Schneider
Regieanweisungen - Heidi Welskop
In einem „Zwischenreich, Vorgarten zu Himmel und Hölle“, trifft eine Schar von Revolutionären und Ideologen der letzten zweihundert Jahre (u.a. Robespierre, Danton, Karl. M., Marat) auf einige Einzelkämpfer und Zweifler (Charlotte Marie de Corday, Jim Morrison, J.M.R. Lenz), die an die Stelle leerer Überzeugungen und Phrasen eine neue Sprache, metaphernreiche Dichtung, setzen und an die des Hasses und des Terrors Freundschaft und eifersuchtsfreie Liebe.
Sie alle warten, einen Zettel mit hoher oder niedriger Nummer in der Tasche, auf den von Zeit zu Zeit gewährten Einlaß in Himmel oder Hölle. Doch nur für die Besitzer sehr niedriger Nummern - so schreibt es die göttliche Ordnung vor - besteht Hoffnung auf baldige Erlösung. Zwei Schauplätze bestimmen die Szene: zum einen die Wanne, der Todesort Marats und Morrisons, ein Ort der Reinigung und Heilung, aber auch der neuerlichen Verletzung, wenn er sich zum Wunden schlagenden Eismeer weitet. Zum anderen die Abendmahlstafel mit leerem Mittelplatz, an der die Revolutionäre die Wartezeit mit dem täglich wiederkehrenden Ritual totschlagen, ihre zu Leerformeln erstarrten Parolen zu wiederholen.
Lenz, mit der Nummer sieben der Erlösung eigentlich ganz nah, verweigert sich, indem er seinen Zettel zunächst gegen den des greisen Goethe tauscht...
Die von Lenz und Büchner beeinflusste Sprache überzeugt durch Ihre Bildhaftigkeit, ihren Reichtum an Metaphern, ihren Witz, der alle Spielarten von Ironie über Satire bis hin zu derber Komik kennt und souverän die Heterogenität der Figuren und ihre szenische Aktion zu einer abgründigen Komödie komponiert.
Oliver Hohlfeld, geb. 1965 in Cottbus, wurde das Regiestudium in der DDR verwehrt. Und so wurde er zunächst Theaterfotograf. Nach der Wende studierte er Theaterwissenschaft und Neuere deutsche Literatur; parallel dazu schrieb er erste dramatische Arbeiten. 1999 ging er als Dramaturg, Regieassistent und Theaterfotograf nach Neustrelitz. Seit Herbst 2001 lebt Oliver Hohlfeld als freischaffender Schriftsteller und Fotograph in Berlin.