Salonkultur - Der Literarische Salon - Berlin

Litrarische Salonkultur

Gelaufene Veranstaltung

Montag, 24. Oktober 2011 um 20.00 Uhr
im BKA-Theater

Berliner Buchpremiere

Leonhard F. Seidl liest aus seinem Debütroman "Mutterkorn" (kulturmaschinen 2011)

Die Welt, wie sie ist (und nicht sein sollte): Ein Roman über die täglichen Kämpfe gegen Faschismus und Regression. Mutterkorn ist die Geschichte einer Befreiung, aber auch eine Geschichte über Gewalt und Abhängigkeit. Schnell, wie ein Krimi, tiefgründig wie ein Entwicklungsroman und ein aktuelles Stück deutscher Zeitgeschichte.

Rezension
Nürnberger Nachrichten, Ausgabe vom 11. Aug. 2011:
Parallelwelt aus Angst,Wut und Hilflosigkeit
von Bernd Zachow

Mit bedrückendem Realismus schildert der Autor eine Jugend, der allzu früh Unschuld und Leichtigkeit abhanden gekommen sind. Im Zentrum der Handlung steht Albin O., ein angehender Altenpfleger und politisch engagierter Punk. Er träumt von einem selbstbestimmten Leben und von einer Gesellschaft, in welcher der Mensch dem Menschen ein Helfer ist. Er ist entschlossen, für die Verwirklichung seiner Träume zu kämpfen, doch es gelingt ihm nicht, die dabei unvermeidlichen Niederlagen zu verkraften.

So beginnt er eines Tages seine Enttäuschung und seinen Frust mit allerlei chemischen Substanzen zu betäuben. Ein Weg, der ihn rasch an den Rand der Selbstauslöschung führt. Albins Leben wird zum permanenten Horror-Trip, bis ihn der Selbstmord einer Freundin derart ernüchtert, dass er einer sechsmonatigen Therapie in einem ländlichen Rehabilitationszentrum zustimmt.

Zu seinem Entsetzen entpuppen sich dort aber die meisten anderen jugendlichen „Klienten" als mehr oder minder beinharte Neonazis, die ihn als bekennenden linken Antifaschisten nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Er wird von Anfang an schikaniert und ausgegrenzt, seine krankhafte Niedergeschlagenheit wächst, erneut ist er kurz vor dem Aufgeben. Doch dann stellt sich glücklicherweise heraus, dass er nicht so allein ist, wie er meint. Eine sich nach und nach entwickelnde Beziehung zur jungen Therapeutin Nina bewahrt Albin letztlich nicht nur vor der endgültigen Kapitulation, sondern reaktiviert auch — zumindest ansatzweise — seinen Glauben an die Möglichkeit von Liebe und Solidarität.

Trotz dieser versöhnlichen Töne ist der Roman mehr als eine politisch korrekte Erbauungsgeschichte mit eindeutiger Moral. Am Beispiel von Albins Umfeld zeigt Leonhard F. Seidl etwas von dem Chaos, das unter der glatten, auf Hochglanz polierten Oberfläche unseres Alltags brodelt. Er vermittelt eine Ahnung von der Existenz einer Parallelwelt, in der Angst, Hilf- und Perspektivlosigkeit, aber auch heillose Wut die Menschen beherrschen. Das ist das Milieu, in dem dumpfer Rassismus und faschistoide Gewalt gedeihen.

Seidl glaubt an Alternativen. Er wirbt mit seinem Buch um Verständnis und Sympathie für alle, die wie Albin aus jenem Dunkel (manchmal buchstäblich „um jeden Preis") heraus wollen. Deren Bemühungen sind ein Zeichen der Hoffnung, auch wenn die zum Ziel der Befreiung eingeschlagenen Wege nicht selten in die Irre führen.
Downloads zum Thema
Rezension Süddeutsche Zeitung (pdf 309.47 KB)

 Leonhard F. Seidl
Bild: © kulturmaschinen
Leonhard F. Seidl, Jahrgang 1976, Krankenpfleger und Diplom-Sozialpädagoge, lebt als Freier Autor und Journalist in Nürnberg. Er ist Mitglied der Neuen Gesellschaft für Literatur Erlangen und der Autorengruppe Mundpropaganda, sowie Juror des Hermann-Kesten-Preises Nürnberg. 2007 war er Stipendiat des „Bayrischen Seminars für Politik e. V." für politisch aktive junge SchriftstellerInnen. Für seine Arbeit „Beschriebene Blätter – Kreatives Schreiben mit straffälligen Jugendlichen" erhielt er 2007 den Förderpreis der Stadtmission Nürnberg e. V.
Moderation: Britta Gansebohm
Der Literarische Salon Britta Gansebohm
im BKA-Theater
Mehringdamm 34, Berlin-Kreuzberg (UBhf.: Mehringdamm), 10961 Berlin
Gelaufene Veranstaltung

Donnerstag, 20. Oktober 2011 um 20.30 Uhr
in der Z-BAR

LESUNG & GESPRÄCH

Kate Atkinson präsentiert im Gespräch mit Margarete von Schwarzkopf ihren neuen Roman „Das vergessene Kind“ (Droemer Knaur 2011) (Original: „Started Early, Took My Dog)

Michael Fitz liest den deutschen Text.


Bild: © Droemer Knaur
»Plötzlich verspürte sie einen Stich Angst. Sie hatte gerade ein Kind gekauft.«

Tracy Waterhouse, ehemalige Polizistin und absolut gesetzestreue Bürgerin, kauft ein Kind. Niemand ist davon mehr überrascht als sie selbst. Zwar handelt es sich dabei eigentlich um eine Rettungsaktion, dennoch ist das Ganze keineswegs legal, und Tracy ist von Stund an auf der Flucht. Da kommt es ihr höchst ungelegen, dass ein gewisser Jackson Brodie, Privatdetektiv, sie unbedingt wegen eines dreißig Jahre alten Falles sprechen möchte ...

»Bis jetzt Atkinsons bestes Buch. Genau genommen ist es eines der besten englischen Bücher der letzten Jahre überhaupt.« The Mirror

In Kooperation mit Droemer Knaur.

 Kate Atkinson
Bild: © ©John Foley-Opale
Kate Atkinson, 1951 geboren, studierte Literaturgeschichte in Dundee. Neben ihrer Arbeit in der Sozialbetreuung und als Teilzeitlehrerin begann sie zu schreiben. 1996 erhielt sie für ihren Roman "Familienalbum" den angesehenen Whitbread First Novel Award. Es folgten die Romane "Ein Sommernachtsspiel", "Die Ebene der schrägen Gefühle", "Die vierte Schwester", "Liebesdienste" und "Lebenslügen" sowie ein Band mit Erzählungen ("Nicht das Ende der Welt"). Kate Atkinson lebt in Edinburgh.
www.kateatkinson.co.uk
 Michael Fitz
Bild: © Janine Guldener
Michael Fitz, geb. 1958 in München, spielt seit 1977 in zahlreichen Fernsehproduktionen mit. Landesweite Popularität erreichte er in der ARD-Krimireihe Tatort als Kriminaloberkommissar Carlo Menzinger, den er von 1990 bis 2007 an der Seite von Miroslav Nemec (als Ivo Batić) und Udo Wachtveitl (als Franz Leitmayr) verkörpert. Seit 1984 ist Fitz auch als Musiker und Sänger erfolgreich. Er veröffentlichte elf CDs. Als Schauspieler wurde Michael Fitz 2005 mit dem Deutschen Fernsehpreis sowie mit dem Bayrischen Fernsehpreis ausgezeichnet.
Moderation: Margarete von Schwarzkopf
Der Literarische Salon Britta Gansebohm
in der Z-BAR
Bergstr. 2, Mitte / Rosenthaler Platz, 10115 Berlin
www.z-bar.de
Der literarische Salon
auf facebook