Salonkultur - Der Literarische Salon - Berlin

Litrarische Salonkultur

Gelaufene Veranstaltung

Mittwoch, 17. Januar 2018 um 20.30 Uhr
in der Z-BAR

Lesung mit Gespräch

Die Verzauberung der Knochenmühle – Lesung mit Claudius Hagemeister und Katrin Heinau

Eine Veranstaltung des gemeinnützigen Vereins „Freunde und Förderer des Literarischen Salons e. V.“

Katrin Heinau liest unveröffentlichte Texte sowie aus ihrem zuletzt erschienenen Roman „Das glückliche Leben“, der mit satirischem Unterton ein Stück weiblichen Lebens im Berlin der Gegenwart nachzeichnet: Claudina ist eine bemühte Mutter, aber hadert mit der Arbeit, bei der sie die Schlafkrankheit ereilt. Sie gehört nicht mehr zu den Akteurinnen ihres Geburtsortes, ist keine Gewinnerin in der boomenden Hauptstadt. Am beruflichen Tiefpunkt gerät sie, der Liebe wegen, aufs brandenburgische Land in ein vermeintliches Paradies, wo unerwartet der Stellvertreterkampf zwischen Arm und Reich entbrennt und die Außenseiterin in eine bizarre Entführung verwickelt wird.

Auch die Helden in Claudius Hagemeisters kurzen Geschichten, die sich teils als Tagelöhner in prekären Beschäftigungsverhältnissen durchwurschteln, teils als Angestellte in minderreputierter Position tätig sind, hadern mit ihrer Arbeit. Günstigstenfalls finden sie Strategien, ihr, zumindest momentweise, zu entfliehen: "... Unfähig, Kurs zu halten, kurvte er das ungeschlachte, eigentlich behäbig wirkende Boot in sportlichen Schwüngen über das Wasser. Als er die Maschine nach einer Weile entnervt stoppte und die Fahrerkabine verließ, um an frischer Luft in Ruhe über Nautik nachzudenken, rutschte er auf dem nassen Deck aus, ging über Bord und sank zügig auf den Grund. Aus Unlust, sich erneut exaltierter Geschäftigkeit auszusetzen, blieb er in der trüben Kühle."

Die Texte von Katrin Heinau und Claudius Hagemeister gleiten mitunter ins Sur-, Hyper- und Irreale.

 Katrin Heinau
Bild: © Privat
Katrin Heinau, geboren 1965 in (West-)Berlin, studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Germanistik an der Freien Universität Berlin, arbeitete im Buchantiquariat und als Dozentin für Deutsch als Fremd- bzw. Zweitsprache, zuletzt in Integrationskursen mit Geflüchteten. Sie absolvierte eine Schauspielausbildung, spielt in Ensembles der freien Szene und arbeitet als Stückentwicklerin, Dramaturgin, Regisseurin und Spielleiterin. Katrin Heinau veröffentlicht seit den 1990er Jahren Prosa, Lyrik und Texte für Theater. Viele Beiträge erschienen in den Literaturzeitschriften Prolog. Heft für Zeichnung und Text sowie floppy myriapoda. Ihre letzte Buchveröffentlichung ist Das glückliche Leben. Eine moralische Erzählung (Marta Press, Hamburg 2015).
 Claudius Hagemeister
Bild: © Kerstin Jasinszczak
Claudius Hagemeister, geboren 1968, aufgewachsen in Berlin, hat Kurz- und Kürzestprosa auf Papier und CD sowie im Internet veröffentlicht, unter anderem das Buch „Tanne & Quadrat“. Daneben arbeitete er zunächst als Erzieher mit kriminellen Jugendlichen, später als Drehbuchautor für Computerspiele und Fernsehen sowie als Aushilfs-Programmassistent für Verkehrsfunk. Zurzeit hat er eine Halbtagsstelle in einem Jugendkulturzentrum und schreibt Geschichten über Arbeit und ihre Vermeidung.
Moderation: Britta Gansebohm
Freunde und Förderer des Literarischen Salons e.V.
in der Z-BAR
Bergstr. 2, Mitte / Rosenthaler Platz, 10115 Berlin
www.z-bar.de
Gelaufene Veranstaltung

Freitag, 01. Dezember 2017 um 20.30 Uhr
in der Z-BAR

Lesung mit Gespräch

Norman Ohler liest aus seinem neuen Roman „Die Gleichung des Lebens“ (Kiepenheuer & Witsch, 2017)

Eine Veranstaltung des gemeinnützigen Vereins „Freunde und Förderer des Literarischen Salons e. V.“

Über das Buch: Sommer 1747. Friedrich II. will die Sumpfgebiete östlich von Berlin trockenlegen, um dort Flüchtlinge anzusiedeln. Das Mathematikgenie Leonhard Euler soll die nötigen Berechnungen durchführen. Wo noch Fische, Schildkröten und Wasservögel in überwältigender Artenvielfalt leben, sollen Kühe grasen und die Kartoffel wachsen. Das unwegsame, von aufsässigen wendischen Fischern bewohnte Oderbruch soll in Ackerland verwandelt werden. Es ist die Zeit vor der gewaltigen Johanniflut, die das Bruch wie seit Urzeiten überschwemmen wird. Unter den Fischern herrscht Unruhe, sie fürchten den Untergang ihrer Welt. Als ein Ingenieur des Königs tot am Oderstrand angetrieben wird, übernimmt Leonhard Euler die Ermittlungen und gerät plötzlich selbst ins Visier. Nur die Begegnung mit Oda, der Tochter des Anführers der Wenden, kann sein Leben noch retten.

Ein hervorragend recherchierter, atmosphärisch dichter Roman mit einer erstaunlichen Vielfalt an Figuren und Stimmungen: Vor dem Hintergrund des 18. Jahrhunderts entsteht ein Tableau um Verdrängung, Angst vor dem Fremden und Kolonialisierung, das wie ein Spiegelbild unserer Gegenwart wirkt.

PRESSESTIMMEN

»[...] der interessante Stoff und deren originelle Deutung machen diesen Roman lebenswert.«
Sigrid Löffler, Radio Bremen

»Auch die dahinter antreibenden Machtverhältnisse und wirtschaftlichen Interessen hat Ohler in seinen enorm packenden Roman gefügt.«
Annemarie Stoltenberg NDR Kultur

»Norman Ohler [portraitiert] die Welt des 18. Jahrhunderts mit feinem Strich. Seine besondere Leistung liegt aber darin, der ebenso langen wie traurigen Tradition des rücksichtslosen Raubbaus an der Natur ein eindrückliches Denkmal zu setzen.«
Hendrik Heisterberg, Galore Literatur


Ticketvorverkauf:
www.ticketmaster.de oder telefonisch unter 01806-999 0000 sowie direkt im Admiralspalast. Ermäßigte Karten gibt es ausschließlich an der Kasse im Admiralspalast mit entsprechendem Ausweis.

 Norman Ohler
Bild: © Urban Zintel
Norman Ohler wurde 1970 im pfälzischen Zweibrücken geboren. Nach dem Abitur schrieb er 1990 seine erste Novelle »Der Reporter«. Mit 22 Jahren besuchte er die renommierte Hamburger Journalistenschule, es folgten Arbeiten für die Zeitschriften »Spiegel«, »Stern« und »Geo«.

1993 zog Norman Ohler nach New York und war dort 1994 Mitbegründer der Tribes Gallery in Manhattan. In New York arbeitete er an seinem ersten Roman »Die Quotenmaschine« – der Geschichte des stummen Detektivs Rutenberg. 1995 erschien der Roman, mit Hyperlinks versehen, im Netz. »Die Quotenmaschine« gilt als weltweit erster Online-Roman und wurde 1996 in Deutschland und Spanien als Hardcover veröffentlicht. Ohlers nächste Wohnung in Berlin-Mitte, in einem kurz vor der Entkernung stehenden Altbau direkt am Hackeschen Markt, wurde Ausgangspunkt für seinen zweiten Roman: »Mitte« (2001), eine Geistergeschichte über die zunehmende Kommerzialisierung von Berlin.

1999 begann Ohler mit der Arbeit an seinem dritten Roman »Stadt des Goldes« (2002), der den Abschluss seiner Metropolentrilogie bildet. Er erzählt von dem jungen deutschen Journalisten Kraner, der in Johannesburg die schwarze Südafrikanerin Lucy wiedertrifft, die gegen Ende der Apartheid als Drogenkurierin in den USA verhaftet worden ist. »Stadt des Goldes« ist ein urbaner Abenteuerroman und zugleich das spannende Porträt einer Stadt am Rande des sozialen Abgrunds. 2004 hatte Ohler als Stadtschreiber in Ramallah, Palästina, als letzter Europäer die Gelegenheit, ein Interview mit Jassir Arafat kurz vor dessen Tod zu führen. Im Winter 2006 veröffentlichte Ohler vom Iran aus einen Podcast über seine Reise.
Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschlands.

Im Bereich Film schrieb er zusammen mit Wim Wenders am Drehbuch des Spielfilms »Palermo Shooting« (Premiere in Cannes 2008) und führte zwei Jahre später Regie bei seinem ersten Kurzfilm »natural«, mit Henry Hopper in der Hauptrolle.

2015 ist nach fünfjähriger Recherche Ohlers erstes Sachbuch »Der totale Rausch« über die bisher kaum aufgearbeitete Rolle von Drogen im Dritten Reich erschienen. Für Der totale Rausch recherchierte er fünf Jahre lang in Archiven in Deutschland und den USA und wertete zahlreiche Originalmaterialien aus, die der Forschung entgangen waren. »Der totale Rausch. Drogen im Dritten Reich« (KiWi 1544) wurde von Presse und Wissenschaft gefeiert, in mehr als 25 Sprachen übersetzt und stand auf der New York Times-Bestsellerliste. Norman Ohler lebt in Berlin.
Moderation: Britta Gansebohm
Freunde und Förderer des Literarischen Salons e.V.
in der Z-BAR
Bergstr. 2, Mitte / Rosenthaler Platz, 10115 Berlin
www.z-bar.de
Der literarische Salon
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