Salonkultur - Der Literarische Salon - Berlin

Litrarische Salonkultur

Gelaufene Veranstaltung

Mittwoch, 23. März 2016 um 20.30 Uhr
in der Z-BAR

Lesung mit Gespräch

Peter Wawerzinek liest aus seinem Roman „Schluckspecht“ (Galiani Verlag, 2014)

Ein Roman über die Liebe zum Alkohol, den Rausch, die Sucht – von einem, der dies alles kennt, bis an die Grenze zur Selbstvernichtung. Ein Prosagewitter aus Verzweiflung und Zärtlichkeit, Vernichtungswut und Komik.

Mit dem fröhlichen Egészségdre Palinka von Tante Luci fing es an, mit dem Schnüffeln am Rumtopf ging es weiter. Und dann folgten Eierlikör, die selbstgebraute ›Schwarze Johanna‹, fröhliche Trinkrunden mit Freunden, Mutproben, Überbietungswettbewerbe, die Unsicherheiten der Adoleszenz, Bier, Wein, ein wildes Leben für die Kunst, Frauen, Feiern, Probleme, Abstürze, Weinbrand, Goldbrand, Schnaps.

Der Weltschmerz des von den Eltern verstoßenen Helden und der Versuch, ihn zu vergessen, führen in eine unglaubliche Nachtfahrt bis in die Abgründe des Exzesses. Auf seinem Weg trifft er weitere Zechkumpane, Co-Trinker und andere Verdammte. Doch wie der Autor Peter Wawerzinek einst selbst, schafft es auch seine Romanfigur, sich auf fast mirakulöse Art und Weise am eigenen Schopf aus dem Sumpf des Alkohols zu ziehen.

Bei allem bodenlosen Schrecken gelingt Peter Wawerzinek ein Buch ohne Selbstmitleid. In Schluckspecht mischen sich explosive Lebensfreude, Verzweiflung, Komik, Schmerz, Poesie, tiefe Menschenliebe und ein aus dem Reservoir einer abenteuerlichen Biografie geschöpftes Weltwissen auf einzigartige Weise.

»Was Peter Wawerzinek uns da gestern in diesem Handtuchkino geschenkt hat – waren zweieinhalb Sternstunden dionysischer Rhapsodik, war die große Bühne der Welt im Schein einer Stehlampe. Was für ein einzigartiges Talent in Geist und Vortrag! Was für ein Reichtum in seiner Intonation, welches Tempo, welche Dynamik, welche Genauigkeit im Gestus. Zu keinem Zeitpunkt sich auf die bloße Literatur verlassend, erkämpft er sich jeden Moment seines Auftritts bis in die letzten Etappen seines Marathons.«
Matthias Thalheim (MDR) über eine Lesung aus „Schluckspecht“


PRESSESTIMMEN

»Ein großer Gesang auf Glück und Elend des Rausches, ein großes Liebeslied an das Leben und das Schreiben.«
Süddeutsche Zeitung

»Eine Tragikomödie, die den Sprachwitz randvoll einschenkt und verzweifelt lustige Szenen enthält. (…) Hier werden Sätze abgeschmeckt, hier wird der Wortsucht gefrönt. Wie das honigfarbene, schaumgekrönte, kühl beschlagene Glas Bier in zarten Tönen besungen wird: reine Liebeslyrik.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Am Ende des Buches sind Held und Autor nüchterner. Dafür sind die Leser besoffen – vor Glück. So rauschhaft heiter hat noch keiner den Mistkerl Alkohol besungen.«
ZDF aspekte

»So warmherzig und empathisch, so kurios und komisch hat man in der deutschsprachigen Literatur schon sehr lange keine Figuren mehr geschildert bekommen. (…) Bei Wawerzinek sind das Erzählen und der Rausch eins. (…) Er schildert mit großer Sehnsucht und immer wieder schalkhaft aufblitzendem Humor den ganzen langen Weg, bis er all die gerissenen Filme zu einem Drehbuch zusammengefügt hat.«
Rolling Stone

»Schluckspecht ist Beichte, Befreiungsschlag und Beschreibung eines jahrzehntelangen Leidenswegs, durch den grammatischen Kunstgriff des Präsens nah und listig an den Leser gerückt. (…) Der Roman umreißt die enge Welt, in der Peter Wawerzinek als haltloser Trinker ziemlich genau drei Jahrzehnte lang lebte. Er erzählt die Geschichte seiner Sucht weder als Heroenstück noch als Verteufelungsschrift.«
Profil

»Ein erschütterndes und doch auch versöhnliches Porträt eines Mannes, der am Alkohol fast zerbricht. All das erzählt Wawerzinek ohne Larmoyanz, mit Sinn für Komik und skurrile Situationen in einer manchmal rauschhaft explodierenden, dann wieder sehr poetischen Sprache.«
dpa

»Das beste Buch des Frühjahrs.«
Zitty

»Grandios!«
Bücher



Die Veranstaltung wird aus Mitteln des Förderprogramms Grenzgänger der Robert-Bosch-Stiftung unterstützt.

Eine Veranstaltung im Rahmen des gemeinnützigen Vereins "Freunde und Förderer des Literarischen Salons e.V.".
 Peter Wawerzinek
Bild: © Julia Baier
Peter Wawerzinek: In Rostock geboren, in Ostseebad Rerik aufgewachsen, in Plauen (Vogtland) Lehre absolviert; 1976 Studium an der Kunsthochschule Weissensee, Textilgestaltung; nach ” Jahren unfreiwilliger Abbruch; von 1978 – 1987 Anstellungen als Tischler, Kraftfahrer, Fließbandarbeiter, Hausmeister, Telegrammbote, Briefträger, Zugkellner, Rampenwart; ab 1. Januar 1988 Versuche einer freiberuflichen Existenz als Zeitungsjournalist, Sänger, Filmemacher, Dramaturg und Schreibender in Berlin; Erste Veröffentlichung NIX, Maas Verlag, 1990; 1991 erste Beteiligung am Bachmann-Wettbewerb.

Preise (Auswahl)
  • 1991 Bertelsmann-Stipendium beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt
  • 1992 Kritikerpreis für Literatur
  • 1994 Hörspielpreis der Akademie der Künste Berlin.
  • 2007 Seeschreiber in St. Wolfgang, Österreich
  • 2010 Bachmann-Preis für das Buch „Rabenliebe“ und Preis des Publikums.
  • 2011 Stadtschreiber in Klagenfurt
  • 2012 Gastprofessor University of Oberin, Cleveland, USA
  • zurzeit Stadtschreiber zu Magdeburg
Wichtigste Bücher:
  • 1990, NIX, Verlag Warnke & Maas
  • 1991, Moppel Schappiks Tätowierungen, UVA
  • 1994, Das Kind das ich war, :Transit Verlag
  • 1999, Das Meer an sich ist weniger, :Transit Verlag
  • 2010, Rabenliebe, Galiani Berlin
  • 2014, Schluckspecht, Galiani Berlin
  • 2015, Ich Dylan Ich, Corvinus Presse (Bildband)
  • 2015, Ich Dylan Ich, Roman, Verlag Wortreich

Moderation: Britta Gansebohm
Freunde und Förderer des Literarischen Salons e.V.
in der Z-BAR
Bergstr. 2, Mitte / Rosenthaler Platz, 10115 Berlin
www.z-bar.de
Gelaufene Veranstaltung

Freitag, 26. Februar 2016 um 20.30 Uhr
in der Z-BAR

Lesung mit Gespräch

Matthias Nawrat liest aus seinem Roman „Die vielen Tode unseres Opas Jurek“ (Rowohlt Verlag, 2015)



Die Veranstaltung wird aus Mitteln des Förderprogramms Grenzgänger der Robert-Bosch-Stiftung unterstützt.

Viele Tode musste Opa Jurek in seinem Leben sterben: im besetzten Warschau, nachts auf der Straße, wo er in der Sperrstunde zwei deutschen Soldaten in die Arme läuft. In der „weltberühmten“ Ortschaft Oświęcim, in der er als Zwangsarbeiter den Todeshunger kennenlernt. In Opole, der vom Krieg zerstörten Stadt auf dem Mond, wo er vor den leeren Regalen seines Lebensmittelgeschäfts Nr. 6, noch immer sterbenshungrig, von Delikatessen und mehrgängigen Mittagessen träumt. Und auch, als er schon längst mit Oma Zofia verheiratet ist und ihre Tochter sich in einen schulbekannten Delinquenten und Sohn regimekritischer Eltern verliebt, der sie nach Kanada entführen will … Denn da steigt Opa Jurek, inzwischen Direktor eines Warenhauses, für kurze Zeit zum erfolgreichsten Delikatessenverkäufer von Opole auf – und findet sich, scheinbar unschuldig, in der Todesdunkelheit einer Zelle wieder.

Matthias Nawrats herzzerreißend traurige, schaurig-komische Familiengeschichte verbindet Alltag und Politik, Straßenwitz und Kriegserfahrung, Autobiographisches und Fiktion zu etwas, das stärker nachwirkt als jede romanhafte Biographie: dem Schelmenroman eines polnischen Großvaters, der – die Gräuel des Krieges und des Totalitarismus herabmildernd und die eigene Heldenrolle auffrisierend – Geschichten erzählt, die gerade im Begriff sind, Geschichte zu werden. Ein lebendiger, an Zwischentönen reicher, aber auch abgründiger Roman über eine Familie vor dem Hintergrund der Geschichte Polens und Europas im 20. Jahrhundert.

PRESSESTIMMEN

»Ein klassischer Schelmenroman, der sich Großes vornimmt: nicht mehr und nicht weniger die ganze Geschichte Polens, vor allem die des 20. Jahrhunderts, am Beispiel eines gewissen Opa Jurek zu erzählen. Ein bedenkliches Wagnis, doch nach der Lektüre stellt man verwundert fest, dass Nawrat nahezu Unmögliches gelungen ist. … Aber das große Thema dieses an die erzählerische Kühnheit von Knut Hamsun erinnernden Romans ist auch der Hunger.«
Artur Becker, Frankfurter Rundschau

»Kann ein Roman die zerrissene Geschichte eines Landes erzählen und zugleich ein berührendes Schicksal beschreiben? Kann eine Erzählung sowohl tragisch sein als sich tragikomisch der Katastrophe widersetzen? Matthias Nawrat beweist im Roman Die vielen Tode unseres Opas Jurek, dass all dies möglich ist. Noch nie ist es einem Autor gelungen, die neuere Geschichte Polens derart klug in einer Mischform aus Witz und Tragik erzählerisch zu verdichten. Gerade in der Gratwanderung gewinnt dieses großartige Buch seine volle verstörende Kraft.«
Tomasz Kurianowicz, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Als hätte ihm Roberto Benigni über die Schulter geblickt … Nur dass sein <>La vita è bella noch weiter geht. Immer tiefer dreht [Matthias Nawrat] die Schraube der Absurdität ins Gefüge des Textes ein, indem er verschiedene Geschichten gegeneinander setzt, mit Tautologien und Widersprüchen, mit semantischen Verschiebungen und kleinen Sprachspielen arbeitet. … Und doch gelingt es ihm, die Geschichten von Opa Jurek in all ihren sinnlichen Einzelheiten und erzählerischen Verschattungen aufzufalten.«
Nico Bleutge, Süddeutsche Zeitung

»Matthias Nawrat führt auf mindestens doppelbödige Weise vor Augen, mit welcher Macht Sprache unsere Vorstellung der Wirklichkeit formt. Mit Die vielen Tode unseres Opas Jurek, der von einer herrlichen Komik ist, bisweilen von einer sanft tänzelnden Ironie strahlt und der nur so Funken schlägt vor Fabulierlust, hat er nicht zuletzt eine Liebeserklärung an seine Heimat mit all ihren Absonderlichkeiten und dunklen Seiten geschrieben.«
Wiebke Porombka, NZZ am Sonntag

»So bewegend … wie die Geschichte Polens im vergangenen Jahrhundert. … die groteske Perspektive Jureks, durch die der Erzähler die welthistorischen Ereignisse spiegelt, [verleiht] diesem Schelmenroman seinen herzzerreißenden Charme.«
Johannes Balle, Kölner Stadt-Anzeiger


 Matthias Nawrat
Bild: © Sebastian Hänel
Matthias Nawrat, 1979 im polnischen Opole geboren, siedelte als Zehnjähriger mit seiner Familie nach Bamberg um. Er studierte in Freiburg und Heidelberg Biologie, danach am Schweizer Literaturinstitut in Biel. Für seinen Debütroman «Wir zwei allein» (2012) erhielt er u.a. den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis. Sein Roman „Unternehmer“ (2014), euphorisch besprochen und für den Deutschen Buchpreis nominiert, wurde u.a. mit dem Kelag-Preis und dem Bayern 2-Wortspiele-Preis ausgezeichnet. Den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis 2016 erhält Matthias Nawrat für seinen Roman «Die vielen Tode unseres Opas Jurek». Matthias Nawrat lebt in Berlin.
Moderation: Britta Gansebohm
Freunde und Förderer des Literarischen Salons e.V.
in der Z-BAR
Bergstr. 2, Mitte / Rosenthaler Platz, 10115 Berlin
www.z-bar.de
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