Samstag, 24. Juli 2021 um 11.00 Uhr bis 15.00 Uhr
im Künstlerhof Schreyahn
2. Open Air Literaturfestival im Wendland mit hochkarätigen Autor*innen „Unsere Umwelt: Lebensraum und Lebenstraum?“ – Lesungen, Schreibworkshops und Gespräche
Workshop „Kreatives Schreiben“ zum Thema „Digitale Landschaft“ mit TOBIAS ELSÄSSER
Im Rahmen von „Und seitab liegt die Stadt“ ein Projekt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (Förderprogramm „Kultur in ländlichen Räumen“) und des Literarischen Colloquiums Berlin.
Wo liegt die Schnittmenge zwischen unserem analogen Ich und dem digitalen Avatar, den wir als unseren Stellvertreter hinaus in die globale, digitale Welt schicken? Dem binären Schatten, der oft anders spricht, anders aussieht, anders redet und sich anders verhält als im wahren Leben? Welche Figur, um die Sprache der Autor*innen zu verwenden, entlassen wir in die virtuelle Welt? Oder sind es gleich mehrere? Wo, in unserer digital optimierten Selbstdarstellung, überschneiden sich Wirklichkeit und Fiktion und wer begegnet uns beim Scrollen durch die eigene Timeline? Wie groß ist die Verlockung, unsere Biografie neu zu schreiben und „Geschichte“ zu werden?
Aber vor allem steht die Frage im Raum, wie sich das Geschichtenerzählen verändert, wenn es zum zielgerichteten Storytelling wird, bei dem wir uns selbst zum Produkt machen, das es zu vermarkten gilt? Welche Auswirkung hat diese neue Form der halbfiktionalen Erzählung auf unser reales Leben, wie viel Schreibhandwerk steckt in der digitalen Welt? Mit welcher Version von uns Selbst begegnen wir anderen Menschen – anderen Avataren – in der virtuellen Welt, und wie lässt sich diese Erfahrung auf das Schreiben übertragen?
In praktischen Übungen und Diskussionen werden wir uns dem Schreiben 4.0 annähern, uns das Internet als Quelle der Inspiration zu Nutzen machen, aber auch die schriftstellerischen Grenzen dieser Parallelwelt ausloten. Denn der Prozess des Schreibens, die Entstehung einer Kurzgeschichte oder eines Romans, lässt sich auch mit digitalen Werkzeugen kaum beschleunigen, wenn man sich auf die Suche nach der eigenen Stimme macht.
Sonntag, 18. Juli 2021 um 16.00 Uhr
im Künstlerhof Schreyahn
2. Open Air Literaturfestival im Wendland mit hochkarätigen Autor*innen
„Unsere Umwelt: Lebensraum und Lebenstraum?“ – Lesungen, Schreibworkshops und Gespräche
Marion Poschmann liest aus ihrem Roman „Die Kieferninseln“ (Suhrkamp Verlag, 2017) sowie Gedichte aus ihrem Lyrikband „Geliehene Landschaften“ (Suhrkamp Verlag, 2016)
Im Rahmen von „Und seitab liegt die Stadt“ ein Projekt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (Förderprogramm „Kultur in ländlichen Räumen“) und des Literarischen Colloquiums Berlin.
»Marion Poschmann hat eine wunderbare Sprache für Die Kieferninseln gefunden, lakonisch, transparent wie ein japanisches Lackkunstwerk, das durch das wiederholte Auftragen und Polieren immer neuer Schichten erst Tiefenwirkung erhält.« Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Geliehene Landschaften“
Lehrgedichte und Elegien
»Geliehene Landschaft« heißt ein traditionelles Stilelement in der ostasiatischen Gartenkunst. Eine Szenerie außerhalb der Gartenanlage, oft ein Berg oder ein imposantes Gebäude, wird bewusst in die Gestaltung mit einbezogen. Ein kleiner Raum öffnet sich so ins Weite und steigert seine Pracht. Nicht anders verfahren Gedichte.
Ein Garten wird immer als paradiesisches Gefilde angelegt. Jeder Stadtpark kann als Jenseitslandschaft gelesen, jede öffentliche Grünfläche auf ihr utopisches Potential hin untersucht werden. Marion Poschmann leiht sich einen Lunapark in den USA oder ein Stück der finnischen Taiga und geht den spirituellen Sehnsüchten und politischen Implikationen nach, die in diesen Landschaften zum Ausdruck kommen. Ihre Gedichte reflektieren – teils in der Adaption klassischer Formen wie dem Lehrgedicht oder dem japanischen Nō-Spiel –, wie jede Landschaft als ästhetisches Konstrukt auftritt, und sie feiern die schöpferische Kraft der Sprache und der Natur.
»Marion Poschmanns Gedichte … entwickeln eine Wahrnehmungskunst, die neue Maßstäbe setzt in der Dichtung des 21. Jahrhunderts.« Michael Braun, Neue Zürcher Zeitung
»Kein Zweifel: Marion Poschmann gehört zu den bedeutendsten Talenten der deutschen Gegenwartslyrik.« Eberhard Geisler, taz. die tageszeitung
»Marion Poschmann sieht sich (…) einer Tradition von „Naturlyrik“ verpflichtet, die zwangsläufig auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen reagieren muss.« Deutschlandfunk Kultur, 5. Juli 2021