Salonkultur - Der Literarische Salon - Berlin

Litrarische Salonkultur

Veranstaltungen 2012
Gelaufene Veranstaltung

Mittwoch, 22. August 2012 um 20.30 Uhr
in der Z-BAR

Lesung mit anschl. Gespräch

Ulla Lenze liest aus ihrem Roman "Der kleine Rest des Todes" (Frankfurter Verlagsanstalt 2012)

Ein existentielles, ein poetisches Buch über eine Grenzerfahrung und einen langen Abschied.


Bild: © Frankfurter Verlagsanstalt
Seit ihr Vater bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückt ist, ist auch Ariane irgendwie nicht mehr da. Der Schlaf überfällt sie in jeder Lebenslage, an ihren Wänden verkrusten Kaffeeornamente, der Strom in ihrer Wohnung ist abgeschaltet, ihre Dissertation bleibt Fragment. Auch die rauschende Stille der indischen Palaniberge, in denen sie Monate in einem Zen-Kloster verbracht hat, scheint Lichtjahre entfernt. Spätestens als sie eines Morgens unter dem Fenster ihres Liebhabers erwacht, weiß sie, dass mit ihr etwas nicht mehr stimmt. Doch wie ließe sich vernünftig und gradlinig leben, wenn doch der Tod sich nicht ins Leben einfügen will, wenn doch immer ein Rest bleibt: die Erinnerung an ein letztes Winken am Bahnsteig, die befremdliche Präsenz auf den gespeicherten Nachrichten des Anrufbeantworters und die quälende Frage, ob der eigene Vater bei vollem Bewusstsein verbrannt ist.
Während sich Mutter und Schwester an die bürokratische Abwicklung des Todesfalls klammern, stolpert und schwankt Ariane auf der Suche nach Halt. Doch der ihr lange Zeit treu ergebene Ex-Freund ist frisch verliebt, der standesgemäße Liebhaber aus akademischen Kreisen nicht bereit, sich durch große Emotionen die Laune verderben zu lassen, und ihre ehemals beste Freundin verschwindet immer wieder so schnell wie sie aufgetaucht ist. Schließlich muss Ariane erkennen, dass nur sie selbst es ist, die sich helfen kann, und begibt sich auf eine Reise mitten ins Zentrum ihrer Ängste.
Mit ihren poetischen, gestochen scharfen Bildern rückt Ulla Lenze so nah an die Erfahrung des Abschieds und des Selbstverlusts heran, dass diese physisch präsent und greifbar wird. Atemlos folgt man der Ich-Erzählerin, wünscht ihre Rettung herbei, und weiß doch, dass sie gerade jetzt so nah an den Dingen ist, wie man nur in tiefster Trauer, in der tiefsten Krise sein kann.

Pressestimmen zu Der kleine Rest des Todes

Die momenthaften Wahrnehmungszustände der hypersensitiven Erzählerin bildet der Text in unterschiedlichen Stilformen ab. Zumeist in einer beobachtungsscharfen, von allem Pathos befreiten Prosa, zuweilen mit einer Empfindungsintensität, wie man sie aus Gedichten von Annette von Droste-Hülshoffs kennt, gelegentlich auch in Sprachbildern, die an die entgrenzte Semantik des Expressionismus erinnern. Durch das gleitende In- und Nebeneinander der unterschiedlichen Tonfälle lässt der Roman ein eigentümlich dunkles Register erklingen, das den Leser bannt.
RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

Ulla Lenzes neuer Roman ist das verdichtete Psychogramm einer Trauernden, ein Buch der großen und kleinen Erschütterungen, in dem die Krisen in einer geradezu logischen Kettenreaktion aufeinander folgen. (...) Ulla Lenze hat ein Stufensystem der Ausdrucksebenen gefunden, das im Inneren der Erzählerin von leise bis laut durchexerziert wird. (...) Der bemerkenswerteste Aspekt an Ulla Lenzes hochkonzentriertem Buch ist, wie nachvollziehbar hier eine Trauernde aus sich selbst heraus das Recht zum hemmungslosen Egoismus entwickelt.
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

In äußerst feiner und genauer Prosa erzählt, meisterlich.
HUBERT WINKELS, BÖRSENBLATT

Den Rückzug ins Innere merkt man Ulla Lenzes lebensgesättigtem, gleichwohl lyrischem Roman an. Ein Roman über das Leiden und über „das Leiden am Leiden“. Er dringt in jene Räume vor, die zu betreten am schwersten sind. Dort nämlich kann man etwas entdecken, was ungeheuer fragil, instabil, unfassbar, transzendent ist: das eigene Ich.
DEUTSCHLANDFUNK BÜCHERMARKT

Ironie und Sarkasmus wechseln mit elegischen und lyrischen Passagen, Ruppiges mit Sanftem. Die geschärfte Wahrnehmung der Trauernden stößt sich wund an der Wirklichkeit und wechselt dann mit Apathie und Stumpfheit. Bedeutsame Sätze verbergen sich unter vielen beiläufigen und umgehen die großen Worte. (...) Der kleine Rest des Todes wird der Größe des Themas gerecht durch Verdichtung. Eine mühelose, aber lange nachhallende Lektüre.
DEUTSCHLANDRADIO KULTUR

Ein Roman wie ein Strudel. (...) Ulla Lenzes schmaler Roman ist anders, verstörend. Die Erzählung entlang der immer tieferen, existenziellen Krise der Protagonistin Ariane geht einer Lösung entgegen, von der man frühzeitig zu ahnen beginnt, dass sie nicht nur scherzhaft, sondern zerstörend sein wird. (...) Vieles bleibt unausgesprochen in diesem poetischen, aufregenden Text.
LITERATURBEILAGE FRANKFURTER RUNDSCHAU / KÖLNISCHE RUNDSCHAU

Die stringente Talfahrt gen Abgrund hat einen finsteren Grundton. Doch der Leser lässt sich hingebungsvoll auf Lenzes Jeremiade ein. Es sind die seidenzartgeschlagenen Moll-Akkorde und die schmiegsamen Gedankenströme, die diesem schmalen Roman seine poetische Magie verleihen.
DIE WELT

Ulla Lenzes Roman erzählt auf anrührende Weise von der Trauer und davon, was sie mit einem Menschen anzurichten vermag. (...) Eindrucksvoll erzählt Ulla Lenze in einer lakonisch-präzisen, ganz in der Gegenwartsform gehaltenen Sprache.
WDR 3 MOSAIK

Realistisch und sensibel zugleich begibt sich Derkleine Rest des Todes auf die Suche nach der poetischen Sprache des Abschieds.
WDR 5 BÜCHER

Ulla Lenze wechselt zwischen einem hoch verdichteten, sehr poetischen Stil und nüchterner Beschreibung, die gleichzeitig Versuche des Festhaltens dokumentiert, gerade auch an den kleinen Dingen und Verrichtungen. (...) Hochliterarisch.
NDR KULTUR

Ulla Lenze hat mir ihrem Roman Der kleine Rest des Todes ein sprachlich hochkonzentriertes, atmosphärisch dichtes und auch sehr poetisches und kluges Buch geschrieben – über den Tod, über die Trauerschmerzen des Hinterlassenen und darüber, wie man sich diesen Schmerzen stellen und sie schließlich auch bestehen kann.
SR2 BÜCHERLESE

Ein einfühlsamer Roman.
ELLE

In einem fein gewirkten Sprachgeflecht entführt uns die Icherzählerin in eine Isolation, die viel kathartisches Potenzial aufweist für diejenigen, denen das Ableben einen geliebten Menschen schon zugesetzt hat. Aber auch alle anderen sollten dieses wunderbare literarische Kleinod unbedingt lesen.
FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND

Ulla Lenze hat einen bewegenden Roman über den Umgang mit dem Sterben geschrieben. (...) Ulla Lenze hat einen dunkeltodtraurigen Roman geschrieben, mit Lichtblickenerst ganz am Schluss. Lesenswert, weil er den mit Arianes Unbedingtheit konfrontierten Leser zur Selbstbefragung zwingt: Wie halte ich es mit dem Tod? Eine große Frage. Wer sich ihr stellt, muss einiges aushalten können.
FRANKFURTER NEUE PRESSE

Der kleine Rest des Todes liefert das punktgenaue Psychogramm einer Tochter, die nach dem Tod ihres Vaters aus der Fassung gerät und noch lange um sie ringt. (...) Geschickt legt die Erzählweise des Romans die Seelenstruktur all jener bloß, die sich stets als Hauptbetroffene von allem fühlen. (...). Die Stärke dieses Buchs: Es zeigt den Tod al jenen Rest des Lebens, der nicht aufzulösen ist, weder in Poesie noch in Psychologie.
WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG

In ihrem schmalen, dichten Roman erzählt Ulla Lenze eine eindringliche Trauergeschichte. Die Autorin schreibt in einer klaren, unaufgeregten Sprache. Der kleine Rest des Todes hat einen poetischen Klang. (...) Lenzes Mischung aus Distanz und extremer Nahsicht hat etwas Betörendes.
HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG

Ulla Lenze schreibt ihre Geschichten wegen der Atmosphäre, dem Ton, den ihr die Geschichte vorgibt. Ihre Figuren sind stets hochsensibel, feine Stimmungswesen, die Situationen übergenau wahrnehmen. Das ist spannend zu lesen, weil Lenze nie abgegriffene Bilder verwendet, sondern durch ihre Eigenwilligkeit ihres Blicks und die Hypersensibilität ihrer Wahrnehmung überrascht.
RHEINISCHE POST

Lenze spürt jedem Moment für sich nach, gibt ihm seine Stimme, schickt dazu dieProtagonistin in Extremsituationen. Ein positiv verstörendes Buch.
NEUE PRESSE

Ulla Lenzes Roman ist aufwühlend und wirkt wie ein roher Schrei. Schonungslos erzählt sie von den Abgründen, in die ein Mensch fällt, der dem Tod so nah kommt. (...) Ulla Lenzes Buch ist auch ein vehementer Gegenentwurf zu allenseichten Trauerratgebern, denn im Angesicht des Todes helfen keine Rezeptbücher, die einen in zehn Schritten zurück in den Alltag führen.
DOMRADIO KÖLN

Der Text berührt mich sehr. Die Stimmungs-und Wahrnehmungslage nach dem Tod eines nahestehenden Menschen finde ich extrem gut beschrieben - die Worte dazu muss man erst mal finden und das schafft die Autorin sehr gut.
CHRISTIANE MORBITZER, HUGENDUBEL STUTTGART
 Ulla Lenze
Bild: © Laura J. Gerlach
Ulla Lenze, 1973 in Mönchengladbach geboren, studierte Musik und Philosophie in Köln. 2003erschien ihr Debütroman Schwester und Bruder (DuMont), der u.a. mit dem Ernst-Willner-Preis beim Klagenfurter Bachmann-Wettbewerb, dem Jürgen Ponto Preis für das beste Romandebüt und dem Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln ausgezeichnet wurde. Ihr zweiter Roman Archanu wurde 2008 im Ammann Verlag veröffentlicht. Ulla Lenze schreibt literarische Reisereportagen für die Neue Zürcher Zeitung, Die Zeit, Brigitte und die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Ihre Recherchen führten sie u.a. nach Libyen, Syrien, in den Iran und vor allem nach Indien. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin in Berlin. Ihr neuer Roman Der kleine Rest des Todes erschien im Frühjahr 2012 in der Frankfurter Verlagsanstalt.
Moderation: Britta Gansebohm
Der Literarische Salon Britta Gansebohm
in der Z-BAR
Bergstr. 2, Mitte / Rosenthaler Platz, 10115 Berlin
www.z-bar.de
Der literarische Salon
auf facebook