Salonkultur - Der Literarische Salon - Berlin

Litrarische Salonkultur

Gelaufene Veranstaltung

Freitag, 11. November 2016 um 20.30 Uhr
in der Z-BAR

BUCHPREMIERE: Lesung mit Gespräch

Marko Martin liest aus seinem neuen Buch „Umsteigen in Babylon“ (Männerschwarm Verlag, 2016)

Eine Veranstaltung im Rahmen des gemeinnützigen Vereins „Freunde und Förderer des Literarischen Salons e.V.“

«Linoleum-Thais» und «Kuckucksuhren-Osteuropäer», Iraner mit Rolex und Kubaner mit Kapuzenshirt – Marko Martin reist um die Welt, flaniert durch Berlin und lässt sich mitnehmen, aufpicken, abschleppen. Der Blick in die Wohnungen, in die Schlafzimmer fremder Länder fördert manche Wahrheit zutage, die sexuellen Gewohnheiten, Lebenslügen und Sehnsüchte seiner Dates erst recht. Wenn der Weg zum Kennenlernen auch erst einmal durchs Bett führt, taugt diese geballte Ladung internationaler Affären kaum als Porno, denn seine Geschichten sind umrankt und durchdrungen von vielfältigen literarischen Inspirationen.

 Marko Martin
Bild: © privat
Marko Martin wurde 1970 in Burgstädt/ Sachsen geboren. Mit Hochschulverbot aus politischen Gründen belegt, verließ er im Mai 1989 als Kriegsdienstverweigerer die DDR und siedelte in die Bundesrepublik über. Dem Abitur am Bodensee folgte ein Studium an der Technischen und der Freien Universität in Berlin, das er mit einem Magister-Abschluss in den Fächern Germanistik, Politikwissenschaft und Geschichte beendete. Zwischendurch lebte Marko Martin mehrere Jahre in Paris. 

In den neunziger Jahren beschäftigte er sich – als regelmäßiger Mitarbeiter der im Dezember 2012 eingestellten Zeitschrift KOMMUNE – besonders mit französischen Intellektuellen und der Exil- und Antitotalitarismus-Thematik. Inzwischen, auch als Resultat ausgedehnter Reisen in nahezu alle Weltgegenden, liegt sein publizistischer Fokus auf Israel, Lateinamerika und Südostasien sowie auf Fragen der Menschenrechte im Zeitalter der Globalisierung. Martins zahlreiche Essays, Reise-Reportagen und Literaturkritiken erscheinen vor allem in der Welt und der „Jüdischen Allgemeinen“, der Zeitschrift "Mare" und dem Zweimonatsperiodikum „Internationale Politik“. Regelmäßig ist er in den Literaturprogrammen von „Deutschlandfunk Kultur“ zu hören.

Im September 2007 war Martin unter Pseudonym Sonderkorrespondent der „Welt“, um im damals diktatorisch regierten Burma über die blutige Niederschlagung der friedlichen Mönchs-Proteste zu berichten.

Marko Martin ist Mitglied des „PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland“ und arbeitet seit Jahren in dessen Sektion „Writers in Prison“ mit. Er ist Jury-Mitglied des Karl-Wilhelm-Fricke-Preises, den die „Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ jährlich an Personen vergibt, die sich um die kritische Aufarbeitung von Diktaturen verdient gemacht haben. Von 2015 bis 2017 war er überdies Jury-Mitglied des Internationalen Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt.

In seinem literarischen Werk beschäftigt sich Marko Martin vor allem mit (Fremdheits-)Erfahrungen in Zeiten der Globalisierung.

In der Anderen Bibliothek erschienen seine Bücher »Schlafende Hunde« und »Die Nacht von San Salvador«, sowie 2019 der Essayband »Dissidentisches Denken«. Mit »Das Haus in Habana. Ein Rapport« stand er auf der Shortlist des Essayistikpreises der Leipziger Buchmesse.

Auszeichnungen

  • 1994 Arthur F. Burns Fellowship für San Francisco
  • 2003 Arbeitsstipendium der Stiftung Kulturfonds der neuen Bundesländer
  • 2004 Arbeitsstipendium des Else-Heiliger-Künstlerfonds
  • 2001, 2002 und 2005 Amsterdam-Aufenthaltsstipendium der Deutsch-Holländischen Kulturstiftung

Moderation: Britta Gansebohm
Freunde und Förderer des Literarischen Salons e.V.
in der Z-BAR
Bergstr. 2, Mitte / Rosenthaler Platz, 10115 Berlin
www.z-bar.de
Gelaufene Veranstaltung

Freitag, 07. Oktober 2016 um 20.30 Uhr
in der Z-BAR

BUCHPREMIERE - Lesung mit Gespräch

Zvonko Plepelić liest aus seinem Buch „Fakt ist - Gedichte zum Schunkeln“ (worttransport Verlag, 2016)

Mit freundlicher Unterstützung der


Wenn man nach Pompeji kommt, macht die ausgegrabene Stadt den Eindruck, als würden dort noch Menschen leben. Aber niemand weiß, wie sie gelebt, gedacht und gefühlt haben. Wie war ihr Alltag? Was nahmen sie den anderen übel? Wen fanden sie gut? Was verabscheuten sie? Liebten sie ihre Sklaven, oder waren es nur Sachen für sie, die sie nach Römischen Recht verkaufen durften, um die mildeste Form des Umgangs mit Versklavten zu nennen.
Sklaven werden heute nicht mehr Sklaven genannt, aber die Welt ist voll von ihnen. Glücklicherweise können wir den Blick zu den Sternen richten. Mit seinen Gedichten legt Zvonko Plepelić ein Zeugnis unserer Zeit ab. Spätere Generationen werden sich ein Bild machen können, wie wir konkret gelebt haben. Die Gedichte zum Schunkeln sind außerdem ein Beweis, dass ein Autor mit Migrationshintergrund, wenn es darauf ankommt, urdeutscher denkt als ein Durchschnittsbürger.

In den Medien werden Themen aufgegriffen und breitgetreten, bis sie sich im Bewusstsein der Menschen festgesetzt haben. Wenn die Problematik als Kinofilm oder Fernsehserie dem Publikum vorgesetzt wird, dann dämmert es auch dem letzten Zuschauer, dass er sich einbringen muss. So ist es auch mit der Patchwork-Familie. Alles Erdenkliche ist schon darüber gesagt worden. Wie die Außerirdischen damit fertig werden, verraten uns die Wesen vom Sternbild Lyra, das am Sommer- und Herbsthimmel leuchtet. Der Hauptstern Wega ist der hellste Stern der Hemisphäre. Südlich von Wega bilden vier Sterne ein Parallelogramm, das an eine Leier erinnert Mit den Sternen Deneb und Altair formt Wega das große Sommerdreieck. Südlich der Leier verläuft die Milchstraße.

»Sein Buch hat alle Vorzüge der modernen Dichtung, in der alltägliche und profane Einzelheiten für die eigene Prosodie genutzt werden, wie schon bei Elliot. Plepelić ist ein urbaner Dichter. Seine Themen greifen das städtische Leben auf, dann gehen sie zu familiären und persönlichen Dingen über. Aber sein Interesse reicht auch weiter. Ein Zyklus ist den leicht satirischen Beschreibungen von Geschehnissen im All gewidmet. Daneben gibt es eine Anzahl an interessanten Lebensläufen verschiedener Persönlichkeiten, die von Donald Duck bis zu Josip Broz Tito reichen. Besonders einnehmend ist sein Humor, eine Geisteshaltung, die auch bei anderen kroatischen Dichtern wie Matoš, Krleža, Slamnig, Šoljan und Dragojević gegenwärtig ist.«
Bora Ċosić über „Fakt ist – Gedichte zum Schunkeln“


 Zvonko Plepelić
Bild: © Lothar Schneeberger
Zvonko Plepelić wurde in Zagreb / Kroatien, geboren und lebt von klein auf in Deutschland. Anfangs schrieb er in beiden Sprachen Kroatisch und Deutsch. Später nur noch auf Deutsch. Er studierte an der FU Berlin Slawistik und Balkanologie und war über Jahrzehnte Fachreferent für Südosteuropa an der Staatsbibliothek Berlin. Zvonko Plepelić initiierte die Ausstellung „Drei Schriften – drei Sprachen" (26. April bis zum 8. Juni 2002 in der Staatsbibliothek/ Potsdamer Straße 33). „Gabi und Holger Löddel wären glücklich verheiratet, gäbe es da nicht den Tisch, der ihr zu altmodisch ist. Er hingegen liebt ihn wegen der kleinen Kurbel an der Seite, mit der man die Höhe verstellen kann: Vom Couchtisch zum Eßtisch und zurück. Die Suche nach einem Ersatz führt die beiden Schrullen in die Hände eines dubiosen Kauzes namens Bonzo, der sie nach Belieben motiviert, domestiziert, manipuliert und schließlich sitzen läßt. Jens Winter als der vielseitige Animateur hält das bizarre Konversationsstück in beschwingter Rotation. Die schönsten Lacher werden im Kampf um die ideale Kaffeetassen-Traufhöhe, auf die der Tisch gebracht werden soll, erzielt. Dabei balancieren Katrin Trostmann und Maciej Marek Lysakowski, die pingeligen Eheleute, ihre Kuchenteller vorsichtshalber sowieso längst auf den Knien. Nicht mehr so nett erscheinen die beiden, wenn sie eilfertig Bonzos Führer-Allüren folgen, als wollten sie mit ihm gleich heim ins Reich. Plepelić beschreibt das alles komischer als es ist, und Eterovic (Anmerkung: die Intendantin des Theaters) inszeniert es entlarvend noch komischer. Die Personen suchen die richtige Höhe.“ Schriften

Zvonko Plepelić (* 30. November 1945 in Zagreb, Kroatien) verfasste mit Jedem das Seine oder auch nicht und Du kommen um sieben zwei Gedichtbände, die in den Jahren 1978 und 1980 erschienen. 1981 wurde auf Kroatisch der Gedichtband Niti ovdje – niti tamo („Weder hier noch dort“) veröffentlicht. 1992 erschien Marthas Kimono – Kurze Geschichten. 1997 wurde sein Theaterstück Ein Tisch muss her! in Berlin uraufgeführt. 2016 erschien Fakt ist – Gedichte zum Schunkeln.

»Die 218 Seiten umfassende Handschrift von Bartol Krbavac, die von den Kroaten als Berlinski misal – Berliner Messbuch – bezeichnet wird, ist ein Zeugnis der kroatischen Schriftkultur von hohem Wert. Sie steht im Mittelpunkt einer Ausstellung, die jetzt in der Staatsbibliothek in der Potsdamer Straße eröffnet wurde. In mehr als 300 Exponaten gibt die Ausstellung einen Überblick über die kroatische Schriftkultur vom frühen Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Es ist die bisher umfangreichste Ausstellung dieser Art. Und sie dokumentiert ein Phänomen, das einmalig in Europa ist: Über einen langen Zeitraum hinweg standen drei Sprachen und drei Schriften in Kroatien gleichberechtigt neben einander: das Kirchenslawisch in glagolitischer Schrift, Kroatisch mit kyrillischen Buchstaben und Lateinisch. Das führte dazu, dass in Dokumenten die unterschiedlichen Schriften nebeneinander verwendet wurden. Die Staatsbibliothek zu Berlin ist der kroatischen Kultur seit ihrer Gründung als „Churfürstliche Bibliothek zu Cölln an der Spree" im Jahre 1661 verbunden.«
Der Tagesspiegel vom 30.04. 2002 über die Ausstellung „Drei Schriften – drei Sprachen"

Theater

Im November 1997 erlebte Plepelićs Stück Ein Tisch muß her! im Berliner Theater Windspiel seine Uraufführung. Das Stück handelt von den fatalen Folgen eines neu erworbenen Möbelstücks. Die Groteske in einer Pilotszene und zwei Folgen beginnt einfach, wird aber im Verlauf des Stückes immer komplizierter. Die Berliner Zeitung vom 26. März 1999 berichtete über den Inhalt und über die Protagonisten des Stückes:

Schriften

  • Die serbokroatischen Diminutiva auf -ca, -ce und -ac (Dissertation), Freie Universität Berlin, 1974
  • Jedem das Seine oder auch nicht, Berlin 1978, Edition neue Wege, ISBN 3-88348-018-5
  • Du kommen um sieben, Berlin 1980, Oberbaumverlag, ISBN 3-87628-175-X. Die deutsche Ausgabe ist mit einem Nachwort und zwei Grafiken von Christoph Meckel versehen.
  • Niti ovdje – niti tamo, kroatische Gedichte, Zagreb 1981, Znanje Zagreb.
  • Marthas Kimono – Kurze Geschichten, Worms 1992, World of Books,1992, ISBN 3-88325-478-9
  • Ein Tisch muss her! – Trebamo stol!, zweisprachig deutsch-kroatisch, Übersetzer: Srećko Lipovčan, Zagreb 1997, Erasmus Verlag, ISBN 953-6132-41-9
Moderation: Britta Gansebohm
Der Literarische Salon Britta Gansebohm
in der Z-BAR
Bergstr. 2, Mitte / Rosenthaler Platz, 10115 Berlin
www.z-bar.de
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